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31. Dezember

Über 1500 Kilometer sind wir in den vergangenen vier Tagen gefahren. Und mit BIK-Theo ist das schon eine ordentliche Leistung. 1500 Kilometer mitten durch die Pampa. Abwechslung gibt es da nicht viel. Flaches Tafelland mit kniehohen Sträuchern wechselt sich mit mit kniehohen Sträuchern auf flachem Tafelland ab. Das interessanteste ist noch der Wind, der frisch und munter aus nahezu allen Himmelsrichtungen bläst. Aber auch in deiser Einöde gibt es schöne Dinge. Beispielsweise die Sonnenuntergänge. In vielen Farben leuchtet der Pampahimmel und da es keine Bäume gibt, ist der Blick frei bis zum Horizont. Ach ja und dann war da noch der Wetterumschwung. In Ushuaia fuhren wir relativ dick eingepackt los. Und je weiter wir nach Norden kamen, desto wärmer wurde es. Inzwischen haben wir Tagestemperaturen von 35 Grad und nur hier und dort spendet eine spärliche Pappel etwas Schatten.

Hier, in Puerto Madryn, vor der Halbinsel Valdez werden wir unser Sylversterfest begehen. Und da es das Wetter nicht anders will, werden wir heute grillen und bis spät in die Nacht hinein draußen sitzen. Verabredet sind wir dazu mit Liz und Collin aus England und Thomas und Angie aus der Schweiz. Morgen soll es dann, so bei uns wieder alle ganz fit sind (momentan schwächt uns ein Infekt), auf die Halbinsel Valdez gehen. Die Wale ind zwar schon weg, aber wenn wir Glück haben, sehen wir Seeelefanten, Seelöwen, Pinguine oder Orcas.

28. Dezember

Soeben haben wir Feuerland wieder verlassen, wissen aber schon, dass wir hier auf jeden Fall noch einmal herkommen werden. Es gibt noch so viele Dinge zu sehen und diesmal war die Zeit einfach ein bisschen knapp. Schließlich sind es jetzt noch etwa 3000 Kilometer bis Buenos Aires und dort soll unser BIK-Theo am 15. Januar auf die große Fähre rollen. Ob das allerdings so klappt wie geplant steht noch in den Sternen. Denn bis jetzt ist es uns nicht gelungen die Passage zu buchen.

Mit Feuerland verlassen wir auch das trotz Sommers relativ spröde und wechselhafte Klima. Die starken Winde werden uns wohl noch einige Tage begleiten, aber die Temperaturen, welche des nachts bis auf nur 5 Grad sanken, ändern sich auf unserer Route gen Norden nun relativ schnell. Auch die Regenschauer werden abnehmen. Aber wir lassen nicht nur zurück, sondern nehmen auch mit. Mindestens eine Erkenntnis: Spätenstens hier wurde uns zwischen den vielen anderen Reisenden klar, dass unsere Unternehmung kein vollkommen ungewöhnliches Abenteuer war. Vielmehr sahen wir, wie viele ein solche oder ähnliche Tour machen. Meist sind sie etwas älter, haben deutlich mehr Zeit und bereisen größere Gebiete. Aber wir trafen auch viele Reisende in unserem Alter, die mit Ihren Fahrzeugen manchmal Jahre unterwegs sind und nicht nur Südamerika sondern die ganze Welt erkunden. Und auch mit Kindern war der eine oder andere unterwegs - hauptsächlich Franzosen und Belgier, die eine Schulbefreiung weitgehend unkompliziert erhalten. Es geht! Und zumindest unter den Reisenden sind sich alle einig: Die Kinder profitieren auf solchen Touren und lernen Dinge, die Schulen nie bieten können.

Auf unserer Statistik-Seite ist seit einigen Tagen ein weiterer Eintrag bei den "Kaputten Dingen" hinzugekommen. Unser Computer. Traurig aber wirklich wahr, mit Lüftungen haben wir auf dieser Reise kein Glück. Nach ja BIK-Theo's Kühler nur gelegentlich funktioniert und wir deshalb immer ein Auge auf der Temperaturanzeige haben müssen, um gegebenenfalls einzugreifen, hat sich jetzt auch der Lüfter des Computers verabschiedet. Das letzte was er von sich gab war ein ungewöhnlich lautes Knarzen und ein Rauchzeichen, dass wir als "Lebt wohl!" interpretierten. Das ganze ist eigentlich nicht so furchtbar dramatisch, solange wir - wie bei BIK-Theo - für anderweitige Kühlung sorgen. In den letzten Tagen ging es ganz gut. Wir stellten einfach den Rechner abends raus. Der Wind und die relativ frischen Temperaturen sorgten dafür, dass wir nur wenige Überhitzungsbedingte Abstürze in Kauf nehmen mussten. Und auch für das Arbeiten im Bett haben wir schon eine wirksame Kühlungsmethode entwickelt. Unser Notebook wird mit seinem Hauptprozessor direkt auf einem 1-Liter-Trinkjoghurtbeutel, der sich zuvor mehrere Stunden im Kühlschrank befand, betrieben. Nur sieht das eben im Internetcafe immer ein bisschen merkwürdig aus... Na wir hoffen, dass er die paar Tage noch halbwegs durchhält...

25. Dezember

Obwohl wir uns auf dem Campingplatz fast wie in Europa fühlen, war es doch ein ganz außergewöhnlicher und ungewöhnlicher Weihnachtstag. Am Vormittag war hier in der Stadt wohl genau so viel los wie auch in Deutschland. Auf den Straßen herrschte geschäftiges Treiben, Menschen strömten in und aus den vielen kleinen Läden und der Supermarkt war bis zum Bersten voll. So waren wir dann auch sehr erleichtert, als wir wieder ins Taxi stiegen und den Rummel hinter uns ließen. Zurück auf dem Campinglatz liefen die Vorbereitungen an allen Standplätzen. Es wurde geputzt, geschmückt, gedeckt, gekocht und geschwatzt. Und so machten auch wir uns daran, unseren Weihnachtsbaum auszusuchen. Aus Mangel an Tannen entschlossen wir uns letztlich, mit unserem Weihnachtsschmuck samt Kugeln eine Blumenstaude zu schmücken.

Als dann endlich alles vorbereitet war, gingen unsere und die zwei Nachbarskinder über den Campingplatz, um einmal nach dem Christkind zu schauen. Und als sie zurück kamen, lagen unter der festlich geschmückten Weihnachtsblumenstaude die Geschenke und es wurde ausgepackt, bestaunt und gespielt. Da das Wetter sehr angenehm war und es hier erst gegen Mitternacht dunkel wird, erinnerte die Atmosphäre eher an ein Sommergrillfest als an einen Weihnachtsabend. Überall saßen Grüppchen zusammen, grillten, sangen, tranken, spielten und feierten.

24. Dezember

Wir haben es tatsächlich geschafft. Gestern Mittag sind wir in der südlichsten Stadt der Welt, Ushuaia, auf Feuerland angekommen. Hier, auf einem Campingplatz, werden wir unser Weihnachtsfest zwischen etwa zwei Dutzend anderen Reisenden aus Deutschland, Frankreich, Belgien, England und der Schweiz verbringen. Und damit wir uns ein wenig zuhause fühlen, stehen wir neben zwei Münchnern VW-Bussen und direkt vor einem Münsteraner Wohnmobil. Nur aus Berlin haben wir noch niemanden getroffen.

Wir wünschen euch allen ein fröhlich-besinnliches und entspanntes Weihnachtsfest!

20. Dezember

Genau heute in einem Monat geht es zurück. Noch nicht ganz, sondern erst nach Sao Paulo zu einem viertägigen heißen Zwischenstopp und dann weiter ins kalte München. Vier Wochen bleiben uns nur noch, kaum zu fassen.

Den Nationalpark Torres del Paine verließen wir in südlicher Richtung, um nach Puerto Natales zu fahren. Hier haben wir erstmals einen öffentlich geschmückten Weihnachtsbaum und eine Krippe entdeckt und während unsere kleinen Stadtbummels dudelte aus städtischen Lautsprechern Weihnachtsmusik. Doch so richtig in weihnachtlich fühlten wir uns trotzdem nicht. Dass die Vorweihnachtszeit hier wesentlich dezenter als in Deutschland ausfällt ist zumindest für uns Große ganz angenehm. Durch den patagonischen Wind fuhren wir am nächsten nach Punta Arenas. Diese Stadt liegt direkt an der Magallan-Straße, die ebenjener nach unzähligen Versuchen eine Passage vom Altantik in den Pazifik zu finden im Jahr 1520 entdeckte. Punta Arenas war zunächst als Militärstützpunkt und Gefangenenkolonie gegründet worden. Später stieg die Stadt mit der Schafzucht zu Glanz auf und noch heute sind stattliche Villen im Zentrum zu bestaunen, die zeigen, dass es den Schafbaronen von damals an nichts fehlte. Von hier wollten wir eigentlich mit einer Fähre nach Feuerland übersetzen, aber das wäre frühestens am Sonntag möglich gewesen und so entschieden wir uns für Plan B. Gut 50 Kilometer zurück und dann noch 150 Kilometer ostwärts - zur ersten Enge der Magallan-Straße. Hier verkehren mehrere Schiffe im Stundentakt auf die "Isla Grande" von "Tierra del Fuego".

Über das karge Land hinweg, vorbei an riesigen Estancias gelangten wir zur Fähre und mussten nur ein paar Minuten warten, bis wir auf das Schiff durften. Donnerstag, der 20. Dezember 2007, 16.30 Uhr war es, als erstmals unsere Füße, vielmehr unsere Reifen, Feuerland berührten. Nun stehen wir hier auf flachem Land, sind dem kalten Wind ausgeliefert und freuen uns auf die kommenden Tagen an diesem einzigartigen Ort.

17. Dezember

Die geografische Kegelform Südamerikas, mit einer breiten Basis und einer schmalen Spitze, erleben wir momentan auf eine ganz besondere Art. Wir fühlen uns wie in einem riesigen Trichter, in dem alle auf dem Weg zur engsten Stelle sind. Nicht nur, dass wir ständig, aber auch wirklich ständig andere Reisende treffen, von denen die meisten aus Deutschland kommen und ebenfalls mit Mobilen ganz verschiedener Art unterwegs sind. Nein vielmehr sieht man sich jetzt immer häufiger. Unsere Wege kreuzen sich hier und da und dort. Und bei jedem erneuten Treffen, werden Erlebnisse berichtet, Anekdoten erzählt und Informationen über Grenzübertritte und Routen ausgetauscht. Und die Abschiedsgrußformeln lauten standardmäßig: "Macht's gut, bis bald." oder "Na dann bis Weihnachten. Wir sehen uns in Ushuaia."

Inzwischen sind wir schon den dritten Tag im Nationalpark "Torres del Paine". Und mal wieder zahlt es sich aus, dass wir Zeit haben. Denn als wir ankamen war das Wetter wolkig und am Abend nieselte es sogar ein wenig. Doch wir kuschelten uns in unsere Betten und beschlossen einfach so lange zu bleiben, bis es schöner würde. Und das ließ gar nicht lange auf sich warten. Der nächste Morgen war zwar noch recht trüb, doch schon gegen Mittag klarte es auf. Am späten Nachmittag machten wir uns dann bei blauem Himmel auf den Weg, einen der Berge zu erklimmen, um die grandiose Aussicht zu genießen. Der Aufstieg war recht beschwerlich, denn üble Stachelgewächse an steilen Hängen erforderten alle Aufmerksamkeit. Doch die Aussicht war einfach großartig. Über eine blühende Bergwiese blickten wir auf einen milchig-türkisen Bergsee, hinter dem sich die unglaublich mächtige Massive der Torres del Paine erheben, deren Gipfel schneebeckt in der Sonne blitzten. Letztlich sind wir nicht bis ganz oben gegangen, waren aber trotzdem geschafft, als wir wieder vor unserem BIK-Theo saßen.

Jetzt ist es kurz nach 9.00 Uhr morgens. Britta hat soeben das Frühstück vorbereitet und wir werden uns nun in die Sonne setzen und den Tag mit Blick auf die Berge beginnen. Welch' ein Leben!

13. Dezember

Es war ein immer wiederkehrendes Knacken, Rumpeln, Poltern und manchmal auch ein lauter Knall: er kalbte! Mit dieser Geräuschkulisse machte sich der Gletscher bemerkbar. Zu sehen war bei unserer Ankunft fast nur die Abbruchkante und diese rief bei uns allen schon Begeisterungsrufe hervor. Das dahinter liegende große, 14 km lange Gletscherfeld des Perito Moreno versteckte sich in grauen Wolken, aus denen es zu allem Überfluss auch noch beständig regnete, seit wir den Nationalpark betreten hatten. Nach 5 Stunden abhängen, spielen, lesen, und auch ein wenig langweilen beschlossen wir, dem Regen und kalten Wind zum Trotz dennoch zur Aussichtsplattform herunter zu gehen, denn inzwischen gestattete die Sicht immerhin einen kleinen Einblick auf die zerklüfteten Eiszacken, auf den milchigtürkisen Lago Argentino und die gegenüberliegenden Berghänge. Und so standen wir im späten Tageslicht auf der Aussichtsplattform und horchten auf die Bewegungen der Eismassen, bis uns Hände und Zehen klamm wurden und wir zurück in unser kuscheliges Zuhause flüchteten, gleich unter die Bettdecke. ‚Ein bisschen Sonne und ruhig auch ein paar Wolken’ war dann noch Brittas Wunschvorstellung vom morgigen Wetter.

Und siehe da: als die Sonne über den Berg kroch und hinten die Berggipfel beleuchtete, da war der Himmel blau und wir hatten aus unserem Fenster einen traumhaften Blick über Eiszacken und das breite Gletscherfeld zwischen Bergen mit schneebedeckten Gipfeln. ‚Los!’, sagte Kris, ‚das lassen wir uns nicht entgehen, jetzt ist noch alles leer, wir gehen gleich gucken.’ Also warm angezogen und den menschenleeren Besucherpfad hinunter. Es war 6:55. Und wir waren tatsächlich fast allein, nur ein einsames argentinisches Paar, unterwegs in einem Oldtimer mit Anhänger saßen bereits seit 1,5 Stunden mit einem Mate-Tee auf dem Beobachtungsposten. Tja, und letzten Endes haben wir den gesamten heutigen Tag damit verbracht, den großen Gletscher anzusehen, aufgeregt alle zu alarmieren, wenn sich etwas bewegte und staunend zu beobachten, wie kleinere und größere Brocken sich lösten, die etwa 50 Meter bis zur Wasserfläche herunterpolterten, dort aufschlugen, die Gischt hochspritzen ließen und manchmal große Wellen auslösten. Ein grandioses Erlebnis, das wir bis in den frühen Abend genossen. Schwierig zu beschreiben, aber zum selber erleben unbedingt zu empfehlen!

12. Dezember

Ordentlich Stecke gemacht haben wir. Mitten durch die Pampa, wo außer Steppengras und wirklich viel Wind nichts ist. Dabei hat der Letztere Ersteres ordentlich erschwert. Denn wie ja alle wissen, kommt Wind immer von vorn, egal in welche Richtung man fährt. Und so hatte es unser BIK-Theo sehr schwer und teilweise fuhren wir nur mit knapp über 60 Stundenkilometern. Aber die Tage hier sind inzwischen sehr lang und erst gegen 22.00 Uhr wird es dunkel.

Viel mehr ist uns eigentlich in den letzten Tagen nicht passiert, außer dass wir den Weg einer geführten Wohnmobiltour gekreuzt haben und am Abend zusammen mit 16 anderen Wohnmobilfahrern auf dem Campingplatz standen. Heute fahren wir zum Perito Moreno, um dort im Nationalpark die nächsten Tage zu verbringen.

10. Dezember

Die erste Zwangspause auf Grund des patagonischen Windes haben wir nun bereits hinter uns. Den zweitgrößten See Südamerikas wollten wir per Fähre überqueren und zunächst lief auch alles wie vorhergesehen. Kurz vor 10 Uhr kamen LKW's, PKW's und Busse. Letztere luden ihre Passagiere aus und diese gingen an Board. Die ersten beiden LKW durften die kleine Fähre bereits befahren und dann passierte lange nichts mehr. Als ein weiterer Bus kam und dessen Passagiere mit ihrem Gepäck gleich wieder von dem Schiff liefen, nahmen wir zunächst an, der Platz würde nich für alle reichen. ALs ein wenig später dann aber auch die vorher zugestiegenen Fährgäste vollbepackt wieder an Land gingen, war diese Hypothese nicht mehr zu halten. "Chilie Chico" (unser Zielhafen) "ist gesperrt." sagte etwas wortkarg einer der Matrosen. "Der Wind weht zu stark." Und tatsächlich schon des nachts und am frühen morgen blies es so kräftig, dass wir teilweise mühe hatten, die Tür unseres Wohnmobils zu öffnen und daran hatte sich bisher nichts geändert."Um 14.00 Uhr geht es vielleicht weiter." schob der Matrose noch hinterher und wir kämpften uns durch den Wind zurück zu unserem BIK-Theo.

"Nun ja dann warten wir eben." dachten wir, denn die Strecke um den See soll zwar sehr schön sein, ist aber eine der von uns gemiedenen schlechten Schotterstrecken. Und sowieso wir hatten die Fährfahrt bereits gebucht und bezahlt. Wir nutzten die Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und tatsächlich legten wir dann um halb drei ab. Der Wind wehte immer noch so kräftig, dass wir uns ein wenig fragten, warum es jetzt wohl ungefährlicher sei, als noch vor 4 Stunden. Und nachdem wir die schützende Bucht verlassen hatten, fing es mächtig an zu wackeln. So mächtig, dass wir zwischenzeitlich befürchteten, der LKW neben uns würde an unser Wohnmobil stoßen. Es wurde so gar noch etwas heftiger, denn um nicht zu kentern wählte der Kapitän zunächst einen Kreuzkurs nach Lee. Die Fähre flog förmlich über die Wellen und schlug in den Wellentälern mit lautem Knall auf die Wasseroberfläche. Das Wasser spritze am Bug empor und auch durch die hochgeklappte Auffahrrampe. Während wir vorher noch an Deck waren, um ein paar Fotos zu schießen, traute sich jetzt niemand von uns mehr aus unserem BIK-Theo. Ein kleines Bisschen dauerte es noch und dann war es vorbei. Wir hatten den See in knapp 3 Stunden überquert und waren froh, auf unserer Pazifikfahrt nicht in schweren Wind gekommen zu sein.

Noch am gleichen Abend verließen wir Chile und schliefen unsere erste Nacht nach fast zwei Monaten wieder in Argentinien, um gestern dann den Atlantik wieder zu sehen. In drei Tagen wollen wir am Gletscher Perito Moreno sein. Bis dahin müssen wir allerdings noch fast 1000 Kilometer durch die Pampa fahren.

7. Dezember

Fast drei Tage haben wir im kalten Regenwald Patagoniens auf luxuriöse Art und Weise verbracht. Ein kleiner Urlaub vom Urlaub war es und wir genossen den Luxus, dass einmal jemand anderes das Essen (köstlich, so man denn Fisch mag - arme Talaja und Ithana) zubereitete, den Abwasch machte, die Betten aufschlug und unser Zimmer aufräumte, während wir in der Therme faulenzten, einen Film schauten oder aber am Kamin eine Schachpartie spielten. Dabei begingen wir Talajas 17. Geburtstag wahrhaft festlich und abgerundet wurde er durch eine Torte, die ihr beim Abendessen serviert und - mit einem gutgemeinten Ständchen der Angestellten garniert - überreicht wurde.

Nun aber sind wir zurück in unserer Wirklichkeit. Da dieses Hotel als einer der letzten Orte der Welt ohne einen stabilen Telefonanschluss zur Außenwelt funktioniert - nur über eine Mikrowellenverbindung kann man sprechen - mussten wir heute in der Provinzhauptstadt zunächst einige wichtige Dinge erledigen: E-Mails versenden, Internet-Seite hochladen, Kontobewegungen prüfen, Rückverschiffung für BIK-Theo kaufen, unseren Weihnachtsstandplatz buchen, etc. Danach ging es dann weiter und schon seit einigen Tagen merken wir, dass nun die Saison begonnen hat. Immer häufiger begegnen uns Tourenbusse oder wie gestern ein Rotel aus Deutschland. Das ist auch eine interessante Art zu reisen, denn die erste Hälfte des Busses ist für bis zu 20 Passagiere ausgebaut, die im ungewöhnlichen hinteren Teil alle eine Koje zum einschlüpfen haben. Und hier war es auch, an dem wir dem ersten deutschen Wohnmobil unserer gesamten bisherigen Reise begegneten. Bis nach Ushuaia wird das nun reichlich zunehmen, zumal die wenigen Straßen auch kaum Platz bieten unentdeckt aneinander vorbei zu fahren. Wir sind schon sehr gespannt.

Heute stehen wir vorerst allein in einem winzigen Hafen und neben uns ist soben die Fähre, die uns morgen Vormittag zur anderen Seite bringen soll, vor Anker gegangen. Doch zunächst wird sie noch geputzt und vor allem betankt. Und da es schon reichlich spät ist und wir heute Nacht nicht vollkommen durchgeschüttelt werden, haben wir uns nun hier im patagonischen Wind mit der Nase nach vorn aufgestellt und werden jetzt die Augen schließen. Unsere vorerst letzte Nacht in Chile wird das, so denn die Planung aufgeht. Denn der Weg nach Süden führt ab hier außer über Wasser nur durch Argentinien.

4. Dezember

Diese Schifffahrt (wird tatsächlich mit drei "f" geschrieben) war ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Für 160 nautische Meilen haben wir 40 Stunden benötigt. Und das nicht nur, weil die Fähre nach knapp 30 Jahren im Dienst trotz der robusten russischen Technik nicht sonderlich schnell war. Sondern vor allem weil wir unzählige kleine Häfen ansteuerten. Der Auftrag dieser Fährverbindung, die von der chilenischen Regierung subventioniert wird, ist die Versorgung abgelegener Siedlungen mit Lebensnotwendigem. Aber von Beginn an...

Mal wieder ein Regentag war es, den wir eigentlich nur mit warten verbrachten. Denn das Schlaglicht des Tages stand erst um 18.00 Uhr bevor - einschiffen. Und so groß unser Glück war, dass wir noch mit durften, so groß war auch die Vorfreude. Nach langem Ausharren und diversen kleinen Einkäufen konnten wir endlich auf's Schiff, als Erste! Ganz hinten sollten wir parken und trotz unserer anfänglichen Bedenken wegen der Lautstärke, die vom Lüfter herrührte vor dem wir standen, schliefen wir prima. Aber zunächst schauten wir zu, wie ein LKW nach dem anderen auf das Schiff rollte. Einer nach dem anderen, immer rückwärts und und meistens mit Anhänger, was das manövrieren auf der schmalen Mole und die komplizierte Auffahrt auf die Rampe deutlich erschwerte. Und so dauerte es auch noch drei Stunden bis alles verladen war, die Passagiere an Board stiegen und wir ablegten. Ein kleines Abenteuer in unserem Großen begann. Ein sehr bequemes - zugegebenermaßen. Denn während alle anderen Passagiere in einem riesigen Raum mit etwa 150 Sitzen, die enger gestellt waren als die vom Ferienflieger Sun-Express, verbrachten, aßen wir in BIK-Theo und schliefen natürlich auch dort. Am Anfang der Reise, also mitten in der Nacht kreuzten wir durch den offenen Pazifik und entsprechend rauh war die See. So rauh, dass wir froh waren uns hinlegen zu können und so rauh, dass wir bald mit weiteren Spanngurten gesichert wurden. Ab Mittag des kommenden Tages wurde es dann sehr ruhig auf dem Wasser, aber es regnete und so blieben wir hauptsächlich in BIK-Theo und nutzten kurze Regepausen für einen Spaziergang an Board oder einen kurzen Landgang.

Das Interessanteste aber war, das Treiben auf dem Schiff zu beobachten. Der Kapitän, der uns später auf die Brücke bat, sagte: "Es sind immer die Selben, die mitfahren, wir sind eine Familie und dieses Schiff ist ein großer Supermarkt". Und tatsächlich. Nun erklärte sich auch für uns Stellsystem der Lastwagen, bei dem die Letzten vorwärts auf das Schiff fuhren. An den vielen kleinen Inseln, von denen einige nicht einmal einen Hafen hatten und das Schiff dort direkt am Strand anlegte, ging ein emsiges Treiben los, sobald wir dort waren. Menschen kamen an Board, die Lastwagen wurden geöffnet und die Ware - Getränke, Gemüse, Obst, Fleisch, Chips, etc. - wurde feilgeboten und gekauft. Das gekaufte wurde eilig an Land gebracht und auf Boote oder Pick-ups verladen. So ging es an beinahe jeder Insel, bis zum vorletzten Hafen. Dort - so bemerkten wir allerdings erst am kommenden Morgen - waren nämlich nahezu alle LKW's von Board gegangen. Und das Boot, das bei unserer Abfahrt in Quellon gerade noch einen Platz für uns hatte, war nun nahezu leer.

Puerto Chacabuco - 12.00 Uhr - war die letzte Station unserer Schiffsreise. Hier gingen wir wieder an Land. Für Besatzung und Schiff ging es am Nachmittag wieder zurück nach Puerto Montt. Auf dem Weg dorhin werden sie die Lastwagen - nun allerdings leer - wieder einsammeln und die kleine Familie kompletieren. Bis es einige Tage später wieder von Neuem losgeht.

Coihaique, die Provinzhauptstadt von Aisen, war unsere nächste Station. Von hier aus wollen wir weiter in Richtung Süden fahren, sind aber erneut von einer Fähre abhängig. Diesmal waren wir schlauer und versuchten gleich bei unserer Ankunft die Fährpassage zu buchen. Leider einmal mehr vergeblich, denn bis Sonnabend war bereits alles ausgebucht. Machte aber nichts, denn wir hatten sowieso bereits beschlossen uns mal wieder einen Leihwagen zu nehmen, um die berüchtigte Carretera Austral zu befahren. Und so fuhren wir heute morgen zu Hertz, ließen dort BIK-Theo stehen und liehen uns einen allradgetriebenen Kleinwagen. Zunächst war die Straße noch asphaltiert, doch das änderte sich bald und von dort an ging es nur noch über einen teilweise engen, steilen und holprigen Weg weiter. Wir fuhren durch grüne Täler zwischen schneebedeckten Bergen und sahen zum ersten Mal in unserem Leben einen Gletscher hoch oben auf dem Berg leuchten. Weiter durch den immergrünen, kalten Regenwald ging es bis nach Puyuhuapi. Puyuhuapi liegt an einem Fjörd und nach malerischer liegt das Puyuhuapi-Lodge-and-Spa, ein nobles Hotel mit eigener Therme, in dem wir uns eingemietet haben. Hier, einsam am Sund, ruhig gelegen, an einer Stelle die nur mit dem hoteleigenen Boot erreichbar ist, machen wir in den kommenden beiden Tagen Urlaub vom Urlaub. Hier gibt es reichlich Luxus, der in deutlichem Kontrast zu unserem sparsamen Leben in BIK-Theo steht und den wir jetzt richtig genießen werden. Und morgen ist Talajas 17. Geburtstag!